Am 19. Mai 2025 hielt Robert Stöppel der Präsident des letzten Lions Jahres im Lions Club Weilheim einen Vortrag – zu dem auch die Mitglieder des Lions Clubs Murnau eingeladen waren – zum Thema „Währungssysteme im Wandel – aktuelle Herausforderungen des digitalen Euro“. Die lebhafte Diskussion zeigte: Das Thema bewegt die Menschen.

Der digitale Euro steht vor der Tür – zumindest wenn es nach den Plänen der Europäischen Zentralbank (EZB) geht. Als digitales Zentralbankgeld soll er das Bezahlen revolutionieren und Europa digitale Souveränität verschaffen. Doch bei genauerer Betrachtung offenbaren sich erhebliche Risiken für Privatsphäre und Bürgerfreiheiten.

Was ist der digitale Euro?

Der digitale Euro ist die geplante digitale Version des Euro, herausgegeben von der EZB. Anders als Kryptowährungen wie Bitcoin handelt es sich um eine Central Bank Digital Currency (CBDC) – also digitales Geld, das vollständig von der Zentralbank kontrolliert wird.

Die EZB nennt mehrere Motivationen: Digitalisierung des Zahlungsverkehrs, strategische Autonomie gegenüber nicht-europäischen Anbietern und Wettbewerbsfähigkeit gegen andere CBDCs wie den digitalen Yuan.

Die Versprechen der EZB: Mehr Schein als Sein?

Die Zentralbank wirbt mit verlockenden Vorteilen:

Strategische Autonomie: Unabhängigkeit von amerikanischen und chinesischen Zahlungsdienstleistern. Doch zu welchem Preis für die Bürger? Weniger Abhängigkeit von privaten Anbietern bedeutet mehr Abhängigkeit vom Staat.

Datenschutz „by Design“: Angeblich höchste Standards, sogar Offline-Anonymität für Kleinbeträge. Doch Datenschutzversprechen können sich ändern – die technische Infrastruktur für totale Überwachung wäre vorhanden.

Innovation: Welche konkreten Probleme löst der digitale Euro, die nicht bereits durch SEPA-Instant-Payments gelöst werden könnten – ohne die genannten Risiken?

Die dunkle Seite: Kontrolle und Überwachung

Totale Überwachung statt Anonymität

Der größte Kritikpunkt: Verlust der finanziellen Privatsphäre. Anders als Bargeld hinterlässt jede digitale Transaktion Spuren. Die EZB könnte theoretisch jede Transaktion verfolgen, Verhaltensprofile erstellen und Ausgabenmuster bewerten. Ein Szenario wie das chinesische Social Credit System würde technisch möglich.

Programmierbares Geld: Der steuerbare Bürger

Besonders beunruhigend ist das Konzept des programmierbaren Geldes. Technisch möglich wären:

  • Zweckbindung: Geld nur für bestimmte Waren verwendbar
  • Ablaufdaten: Konsumzwang durch zeitlich begrenzte Gültigkeit
  • Negativzinsen: Direkte Belastung digitaler Guthaben
  • Sanktionen: Kontosperrung bei unliebsamem Verhalten

Die EZB dementiert solche Pläne – doch die Infrastruktur wäre da, und politische Versprechen können sich ändern.

Schleichende Bargeldabschaffung

Obwohl die EZB beteuert, Bargeld zu erhalten, könnte der digitale Euro dessen Nutzung indirekt erschweren. Bargeld ist das letzte anonyme Zahlungsmittel und wichtiges Symbol der Freiheit.

Cyber-Risiken und Zentralisierung

Ein zentralisiertes System birgt erhebliche Risiken: Hackerangriffe, technische Störungen oder Stromausfälle können das gesamte System lahmlegen. Gleichzeitig entsteht eine enorme Machtkonzentration bei Zentralbank und Staat.

Alternative: Dezentrale Systeme

Kryptowährungen wie Bitcoin zeigen, dass digitale Währungen auch ohne zentrale Kontrollinstanz funktionieren. Sie bieten Zensurresistenz, Nutzerkontrolle und Pseudoanonymität.

Fazit: Wachsamkeit ist geboten

Der digitale Euro ist mehr als nur Technik – er könnte die Beziehung zwischen Bürgern und Staat fundamental verändern. Die versprochenen Vorteile sind fragwürdig, während die Risiken für Freiheit und Privatsphäre real sind.

Was können Bürger tun?

  1. Informiert bleiben und kritisch hinterfragen
  2. Öffentliche Debatte fördern – das Thema gehört in die Gesellschaft
  3. Politischen Druck ausüben auf Entscheidungsträger
  4. Bargeld nutzen als Zeichen für Privatsphäre

Die entscheidende Frage

Wollen wir eine Zukunft, in der potenziell jede unserer finanziellen Handlungen transparent und staatlich steuerbar ist?

Die Antwort sollte nicht allein den Zentralbankern überlassen werden. Es braucht eine breite, kritische Debatte über die Zukunft des Geldes – bevor es zu spät ist.

Der digitale Euro mag als Fortschritt beworben werden, aber für viele Bürger könnte er sich als Falle erweisen. Wachsamkeit und kritisches Hinterfragen sind das Gebot der Stunde.


Die Diskussion im Lions Club zeigte: Das Thema bewegt. Haben auch Sie Gedanken zum digitalen Euro? Die Debatte über die Zukunft unseres Geldes hat gerade erst begonnen.

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